Cyberangriffe
Cyberangriffe, Foto: pixabay

Immer mehr Menschen in Deutschland werden Opfer von Internetbetrug. 2024 wurden so viele Fälle von Cyberkriminalität registriert wie nie zuvor. Die Zahlen des aktuellen Bundeslagebilds zur Internetkriminalität zeigen eine alarmierende Entwicklung. Betroffen sind nicht nur Unternehmen, sondern zunehmend auch Privatpersonen.

Inhaltsverzeichnis:

Zahl der Fälle in Schleswig-Holstein deutlich gestiegen

Das Landeskriminalamt in Kiel verzeichnete 3.789 registrierte Cybercrime-Delikte im Jahr 2024. Das sind rund 500 mehr als im Jahr 2023. Die Ermittler konnten laut Kriminalstatistik etwa 29 Prozent dieser Fälle aufklären. Die Täter arbeiten mit immer neuen Methoden, um an persönliche Daten oder Geld zu gelangen. Besonders häufig betroffen sind Privatpersonen.

Yannick Fischer von der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime

Yannick Fischer von der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein bestätigt, dass verschiedene Betrugsmaschen aktuell im Umlauf sind. Dazu gehört unter anderem der sogenannte „CEO-Betrug“. Kriminelle geben sich per E-Mail oder Nachricht als Vorgesetzte aus und fordern zur Überweisung von Geldbeträgen auf ausländische Konten auf. Eine weitere gängige Methode ist das sogenannte „Phishing“, bei dem durch gefälschte Mails oder SMS persönliche Daten wie Passwörter oder TANs erbeutet werden.

Marita Ölze aus Kiel

Marita Ölze aus Kiel wurde Opfer eines besonders hinterlistigen Betrugsversuchs. Sie erhielt eine gefälschte Systemwarnung auf ihrem Laptop mit der Aufforderung, eine Telefonnummer anzurufen. Am anderen Ende meldete sich eine vermeintliche Microsoft-Mitarbeiterin. Nach einem mehrstündigen Gespräch verlor Ölze 650 Euro. Ihre Daten wurden gestohlen. Der Vorfall zeigt, wie professionell und glaubwürdig solche Angriffe mittlerweile wirken können.

178 Milliarden Euro Schaden durch Cyberkriminalität

Laut dem Bundeskriminalamt entstanden durch Cyberangriffe im Jahr 2024 wirtschaftliche Schäden von über 178 Milliarden Euro. Das ist ein Anstieg um mehr als 30 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt erklärte, dass es sich um die höchste je gemessene Schadenssumme handelt. Die Täter agieren zunehmend aggressiv und mit internationaler Vernetzung.

Dabei richten sich viele Angriffe nicht gegen große Konzerne, sondern gegen Einzelpersonen. Die häufigsten Angriffsarten bei Privatpersonen sind laut LKA sogenannte Phishing-Mails. In 99 Prozent der Fälle klicken Betroffene auf betrügerische Nachrichten in E-Mails, SMS oder über Messenger-Dienste und geben dabei ungewollt persönliche Daten preis.

Tipps zur Vorbeugung von Internetbetrug

Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein gibt folgende Ratschläge, um sich vor Angriffen zu schützen:

  • Klicken Sie niemals auf Links unbekannter Absender.
  • Tippen Sie Internetadressen – z. B. die Ihrer Bank – manuell in den Browser ein.
  • Achten Sie auf verdächtige Domains, Schreibfehler oder das Fehlen von "https".
  • Reagieren Sie skeptisch, auch bei E-Mails von scheinbar vertrauten Absendern – sie könnten gefälscht sein.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen oder zu schnellem Handeln verleiten.

Michael Herte von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein berät regelmäßig Opfer solcher Betrugsmaschen. Er empfiehlt, bei jeder digitalen Nachricht zweimal hinzusehen. Wenn Unsicherheit besteht, solle man sich im Zweifel direkt an die Bank oder das Unternehmen wenden.

Angriffe werden ausgeklügelter

Die Sicherheitsbehörden in Deutschland arbeiten an besseren Gegenstrategien. Bundesinnenminister Dobrindt betonte, dass auch die Verteidigungsmaßnahmen gegen Internetkriminalität zunehmend professioneller würden. Dennoch bleibe der Schutz der eigenen Daten auch in der Verantwortung jedes Einzelnen.

Die Polizei ruft Bürgerinnen und Bürger zur erhöhten Wachsamkeit im digitalen Alltag auf. Besonders ältere Menschen und technisch weniger versierte Nutzer gelten als gefährdet. Durch Aufklärung und Prävention wollen die Behörden zukünftige Fälle verhindern.

Quelle: NDR