Ein neuer Impuls für die Strecke zwischen Greifswald und Lubmin: Die Idee, den Personenverkehr wiederzubeleben, gewinnt an Fahrt. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass auf dem stillgelegten Gleisabschnitt Potenzial steckt. Fünf mögliche Haltepunkte, ein Takt zwischen 60 und 120 Minuten, bis zu 522 Fahrgäste an Wochenenden – das sind nur einige der Ergebnisse. Ziel ist es, touristische, wirtschaftliche und infrastrukturelle Vorteile für die Region Vorpommern zu nutzen.
Inhaltsverzeichnis:
- Greifswald–Lubmin-Strecke von PTV untersucht
- DDR-Geschichte und neue Chancen durch Wasserstoff-Branche
- Erste Zahlen zum Fahrgastpotenzial veröffentlicht
- Weitere Schritte bis zum möglichen Probebetrieb
Greifswald–Lubmin-Strecke von PTV untersucht
Die Strecke zwischen Greifswald Hauptbahnhof und dem früheren Kernkraftwerk Lubmin wurde 2023 im Auftrag des Wirtschaftsministeriums analysiert. Die landeseigene Verkehrsgesellschaft beauftragte die PTV Transport Consult GmbH mit der Prüfung. Grundlage der Analyse war das Jahr 2023, mit einem Prognosehorizont bis 2035. Die Fahrzeit beträgt 27 Minuten, die Streckenlänge 25,1 Kilometer. Es wurden zwei Szenarien untersucht: der sogenannte Nullfall ohne Zugbetrieb und der Planfall mit einer Reaktivierung im Stunden- oder Zwei-Stunden-Takt.
Folgende Haltepunkte könnten eingebunden werden:
- Greifswald Hauptbahnhof
- Greifswald Südbahnhof
- Kemnitz
- Seebad Lubmin
- Lubmin Kernkraftwerk
Aktuell wird die Strecke mit den Buslinien 138 und 274 bedient, die im Zwei-Stunden-Takt verkehren.
DDR-Geschichte und neue Chancen durch Wasserstoff-Branche
Die Bahnverbindung Greifswald–Lubmin wurde zu DDR-Zeiten hauptsächlich wegen des Kernkraftwerks Lubmin eingerichtet. Nach der Stilllegung des Kraftwerks 1990 brach der Personenverkehr ein. 1999 wurde der reguläre Betrieb eingestellt. Seitdem verkehren nur noch Güterzüge sowie vereinzelt Transporte mit radioaktivem Material. Mit der Entwicklung einer Wasserstoff-Industrie in Lubmin rückt die Strecke jedoch wieder in den Fokus.
Ziel ist es, nicht nur Touristen, sondern auch Pendler an den Schienenverkehr anzubinden. Die Stadt Greifswald sowie die Grüne Jugend setzen sich dafür ein, wieder eine Personenverbindung einzuführen. Auch Landrat Michael Sack (CDU) befürwortet den Plan. Eine Mobilitätsoffensive des Landes Mecklenburg-Vorpommern von 2023 gibt weiteren politischen Rückhalt.
Erste Zahlen zum Fahrgastpotenzial veröffentlicht
Die Analyse liefert konkrete Ergebnisse:
- Bei einem Zwei-Stunden-Takt würden täglich 395 Personen fahren.
- Ein Stunden-Takt könnte die Zahl auf bis zu 522 Personen an Wochenenden steigern.
Zwischen den Abschnitten Lubmin Kernkraftwerk und Seebad Lubmin werden 150 Fahrgäste erwartet, zwischen Seebad Lubmin und Kemnitz 250, zwischen Kemnitz und Greifswald Süd 300 (bzw. 350 bei Stundentakt).
Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass eine Wiederbelebung tragbar wäre – insbesondere für den ländlichen Raum. Eine weitere Verlagerung von Bus- auf Bahnverkehr wird erwartet. Die Linie RB63 könnte die Strecke übernehmen, während Bus 274 auf die Route Lubmin–Wolgast verkürzt würde.
Weitere Schritte bis zum möglichen Probebetrieb
Die Stadt Greifswald plant einen Probebetrieb bis 2026. Noch fehlen gesetzliche Grundlagen zur Finanzierung, etwa aus dem diskutierten Sondervermögen Infrastruktur des Bundes. Deshalb sind weitere Gespräche mit Land und Bahnverantwortlichen notwendig. Laut Wirtschaftsministerium müssen zunächst eine Kosten-Nutzen-Analyse sowie infrastrukturelle Untersuchungen erfolgen.
Die Wiederanbindung von Lubmin an das Schienennetz ist mehr als Symbolpolitik. Sie könnte Mobilität, Klimaschutz und wirtschaftliche Entwicklung in Vorpommern verbinden. Ob und wann die Bahn tatsächlich wieder fährt, hängt nun von politischen und finanziellen Entscheidungen ab.
Quelle: Nordkurier