Christian B. unter Polizeischutz in Kiel
Christian B. unter Polizeischutz in Kiel, Pixabay/Foto illustrativ

Der Fall um Christian B., den Hauptverdächtigen im Zusammenhang mit dem Verschwinden der britischen Madeleine McCann, sorgt erneut für Aufmerksamkeit. Nach seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt Sehnde Mitte September fand der 49-Jährige keine feste Unterkunft. Mehrere Behördenversuche, ihn in Norddeutschland unterzubringen, blieben erfolglos. Der mehrfach vorbestrafte Mann lebt derzeit in Kiel, wo er unter ständigem Polizeischutz steht.

Inhaltsverzeichnis:

Leben im Zelt in einer Grünanlage in Kiel

Christian B. hält sich laut „Spiegel“ momentan in einer Grünanlage in Kiel auf. Dort lebt er in einem Zelt. Gegenüber dem Magazin sagte er: „Ich bin jetzt obdachlos.“ Polizeibeamte begleiten ihn permanent, um sowohl ihn als auch die Bevölkerung zu schützen. Die Behörden stufen ihn als hochgefährlich ein. Ein forensischer Gutachter attestierte ihm die Zugehörigkeit zur „absoluten Topliga der Gefährlichkeit“.

Am 17. September wurde Christian B. aus der Justizvollzugsanstalt Sehnde in Niedersachsen entlassen. Dort verbüßte er eine siebenjährige Haftstrafe wegen mehrerer Delikte, darunter die Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Amerikanerin in Praia da Luz, dem portugiesischen Ort, in dem Madeleine McCann 2007 verschwand.

Schwierigkeiten in Neumünster

Nach seiner Freilassung versuchte Christian B., in Neumünster eine Wohnung zu finden. Er beantragte Bürgergeld und meldete sich dort an. Seine Adresse wurde jedoch rasch bekannt, was zu heftigen Reaktionen in sozialen Netzwerken führte. Zahlreiche Nutzer äußerten sich mit Kommentaren wie „Passt auf eure Kinder auf, der gehört in den Knast“.

Auch in der Nachbarschaft kam es zu Anfeindungen. Bewohnerinnen und Bewohner beschimpften und bedrohten ihn. Ein früherer Mitbewohner hatte bereits vor seiner Entlassung gewarnt und ihn als „tickende Zeitbombe“ bezeichnet. Nach nur zehn Tagen verließ Christian B. Neumünster erneut – diesmal unter Polizeischutz.

Braunschweig und Kiel lehnen Unterbringung ab

Nach dem Verlassen von Neumünster reiste Christian B. nach Braunschweig. Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft im Fall Madeleine McCann. Er wollte mit seinem Aufenthalt auf seine Situation aufmerksam machen. Anschließend versuchte er, in Kiel eine Unterkunft zu finden. Zunächst lebte er in einer Obdachlosenunterkunft, später in Hotels. Doch auch dort wurde sein Aufenthaltsort mehrfach öffentlich gemacht.

Die Kieler Polizei bestätigte das große öffentliche Interesse an seiner Person. In einem Schreiben an Schulen und Bildungseinrichtungen hieß es: „Wir nehmen geäußerte Sorgen um die individuelle Sicherheit ernst.“ Die Polizei bat zugleich um Besonnenheit und einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen, besonders in sozialen Netzwerken.

Der ungelöste Fall Madeleine McCann

Madeleine „Maddie“ McCann verschwand am 3. Mai 2007, kurz vor ihrem vierten Geburtstag, aus einer Ferienwohnung in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve. Von dem britischen Mädchen fehlt bis heute jede Spur. Ihre Eltern engagierten sich jahrelang intensiv für die Aufklärung, gaben Interviews und unterstützten internationale Suchaktionen.

Christian B. gilt seit Juni 2020 offiziell als Hauptverdächtiger im Vermisstenfall. Eine Anklage wurde bisher nicht erhoben, und es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. Ermittlungen der deutschen und portugiesischen Behörden dauern an.

Fakten im Überblick:

  1. Entlassung aus Haft am 17. September 2024.
  2. Mehrere gescheiterte Unterbringungsversuche in Norddeutschland.
  3. Aktuell obdachlos in Kiel unter Polizeischutz.
  4. Offiziell Hauptverdächtiger im Fall Madeleine McCann seit 2020.
  5. Keine Anklage, Ermittlungen laufen weiter.

Der Fall bleibt ein sensibles Thema, das sowohl Justiz als auch Öffentlichkeit weiterhin beschäftigt.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger