Ein ausgewogenes und bezahlbares Schulessen gehört für viele Eltern in Schleswig-Holstein zur Grundversorgung ihrer Kinder. Doch Realität und Wunschbild klaffen weit auseinander. Unterschiedliche Standards, Preise und Strukturen sorgen für Diskussionen. Besonders bei Grundschulen gibt es positive Ansätze, während weiterführende Schulen mit Herausforderungen kämpfen.
Inhaltsverzeichnis:
- Einheitliche Vorgaben fehlen in Schleswig-Holstein
- Zu wenig Personal an der Max-Planck-Schule in Kiel
- Große Unterschiede bei Kosten und Organisation
- Oststeinbek setzt auf Free-flow-System mit Buffet
- Flexibilität und Mitbestimmung als Schlüssel
Einheitliche Vorgaben fehlen in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein ist die Schulverpflegung Aufgabe der Schulträger – meist der Kommunen. Es gibt keine verbindlichen Regelungen für einheitliches Schulessen. Einige Gemeinden orientieren sich freiwillig an den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), doch verpflichtend sind diese nicht. Unterstützung erhalten sie von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung, die Schulträger, Eltern und Caterer berät.
Die DGE empfiehlt ein pflanzenbetontes Essen mit nur einem Fleisch- oder Fischgericht pro Woche. Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und frisches Gemüse sollen regelmäßig angeboten werden. Ziel ist ein ausgewogenes Angebot, das alle Kinder erreicht – auch solche mit Unverträglichkeiten oder religiösen Einschränkungen.
Zu wenig Personal an der Max-Planck-Schule in Kiel
An vielen Schulen fehlt es an geeigneten Räumen und ausreichend Personal für die Essensausgabe. Ein Beispiel ist die Max-Planck-Schule in Kiel. Von über 1.000 Schülerinnen und Schülern essen dort nur etwa 150 regelmäßig in der Mensa. Der Grund: Die Organisation reicht nicht aus, um in der kurzen Mittagspause alle zu versorgen.
Ein Mensabeirat soll nun an der Schule helfen, Lösungen zu entwickeln. Eltern, Lehrkräfte, Schüler und das Schulamt arbeiten gemeinsam daran. Landesweit fordern Elternvertretungen die Einrichtung solcher Beiräte an allen Schulen. Ziel ist eine enge Einbindung aller Beteiligten in die Gestaltung des Mittagessens.
Große Unterschiede bei Kosten und Organisation
Die Preise für ein Schulessen liegen je nach Kommune zwischen 3 und 5 Euro. In einigen Gemeinden wird das Essen durch Zuschüsse günstiger angeboten, in anderen müssen Eltern den vollen Preis zahlen. Für einkommensschwache Familien gibt es zwar Unterstützung durch das Bildungs- und Teilhabepaket, doch viele Familien ohne Anspruch kämpfen dennoch mit den Kosten.
Oft übernehmen freie Träger der Jugendhilfe oder Sportvereine die Organisation des Mittagsangebotes an Grundschulen. Sie kümmern sich nicht nur um das Essen, sondern auch um Ganztagsangebote. Das schafft Planungssicherheit für Anbieter und klare Ansprechpartner für Eltern. In weiterführenden Schulen übernehmen meist externe Caterer die Versorgung, was nicht immer reibungslos funktioniert.
Oststeinbek setzt auf Free-flow-System mit Buffet
Ein Beispiel für gelungenes Schulessen bietet die Grundschule in Oststeinbek. Dort wurde mit dem Neubau der Mensa ein sogenanntes Free-flow-System eingeführt. Die Kinder dürfen sich ihre Speisen selbst am Buffet zusammenstellen. Gemüse, Beilagen und Salate stehen zur freien Wahl, Fleisch wird in Portionen ausgegeben.
Täglich nutzen rund 100 Schülerinnen und Schüler das Angebot. Durch die Möglichkeit zur Selbstbestimmung entsteht weniger Abfall. Die Essenszeit ist flexibel: Die Kinder haben eine Stunde Zeit und entscheiden selbst, wann sie essen gehen. Die Kosten pro Mahlzeit liegen bei etwa vier Euro, ein Teil davon wird von der Gemeinde übernommen.
Flexibilität und Mitbestimmung als Schlüssel
Die Herausforderungen bei der Schulverpflegung betreffen nicht nur Qualität und Preis, sondern auch Struktur und Mitbestimmung. Besonders weiterführende Schulen müssen auf mobile und spontane Lösungen setzen. Viele ältere Schüler gehen lieber zum Imbiss oder Supermarkt, wenn sie dürfen.
Ein zeitgemäßes Schulessen muss flexibel sein, günstig und allen zugänglich. Free-flow-Systeme, Buffets und digitale An- und Abmeldemöglichkeiten könnten in Zukunft stärker berücksichtigt werden. Entscheidend bleibt: Kinder brauchen nicht nur gesundes, sondern auch verfügbares und bezahlbares Essen – jeden Tag.
Quelle: NDR