Lehrkräftemangel, steigende Gewalt, Unterrichtsausfall – Schleswig-Holsteins Schulen stehen vor großen Herausforderungen. Die neue Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU) betont die Bedeutung von Kontinuität, während die Opposition tiefgreifende Reformen fordert. In einer Debatte am 23. Mai im Landtag wurden zentrale Themen der Bildungslandschaft diskutiert.
Inhaltsverzeichnis:
- Dorit Stenke setzt auf Kontinuität in der Bildungspolitik
- Ganztagsschule: Rechtsanspruch ab 2026 wirft Fragen auf
- Gewalt und Mobbing an Schulen nehmen zu
- Unterrichtsausfall und sinkende Abi-Quote bereiten Sorge
Dorit Stenke setzt auf Kontinuität in der Bildungspolitik
Die neue Bildungsministerin Dorit Stenke möchte die Arbeit ihrer Vorgängerin Karin Prien fortsetzen. In ihrer Rede im Landtag betonte sie, dass ein "kluger Fortschritt" auf bereits bestehenden Strukturen aufbauen müsse. Der Fokus liegt auf Weiterentwicklung statt Neustart. Dies stößt auf gemischte Reaktionen. Martin Habersaat (SPD) hingegen erwartet von ihr den „Zauber des Neuanfangs“ und verlangt neue Ansätze. Besonders der Unterrichtsausfall und der Einsatz nicht ausgebildeter Lehrkräfte sind ihm ein Dorn im Auge.
Anne Riecke (FDP) fordert Mut für strukturelle Reformen. Martin Balasus (CDU) verteidigt dagegen die bisherigen Maßnahmen. Die Rückkehr zu G9, mehr Unterrichtsversorgung und Programme zur Lehrkräftegewinnung seien Erfolge unter Karin Prien gewesen. Dennoch bleibt der Lehrkräftemangel ein zentrales Problem.
Ganztagsschule: Rechtsanspruch ab 2026 wirft Fragen auf
Ab August 2026 haben alle Grundschulkinder einen Anspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung. Martin Balasus und Malte Krüger (Grüne) zeigen sich optimistisch, dass dieser umgesetzt werden kann. Die Opposition warnt jedoch vor unzureichender Finanzierung und Überforderung der Kommunen.
Jette Waldinger-Thiering (SSW) kritisiert die fehlende Unterstützung durch die Landesregierung. Auch Martin Habersaat warnt: Viele Förderanträge würden nicht berücksichtigt. Die FDP fordert klare Qualitätsstandards, damit Ganztagsbetreuung nicht zur „Verwahrstelle“ verkommt.
Gewalt und Mobbing an Schulen nehmen zu
Zahlen der Pisa-Studie und der Datenbank GEMON belegen: Gewaltvorfälle an Schulen steigen. Martin Balasus spricht von einer „alarmierenden Entwicklung“. Laut Anne Riecke bilden die offiziellen Statistiken nur einen Bruchteil der Realität ab. Körperliche Angriffe, Mobbing und Beleidigungen würden oft nicht dokumentiert.
Die FDP fordert eine vollständige Erfassung aller Gewaltvorfälle, unabhängig von disziplinarischen Konsequenzen. Jette Waldinger-Thiering unterstützt diese Forderung. Malte Krüger dagegen sieht in einer Ausweitung der Datenerhebung keinen Mehrwert. Der Umgang mit Gewalt an Schulen bleibt damit ein Streitpunkt.
Unterrichtsausfall und sinkende Abi-Quote bereiten Sorge
Der Anteil des nicht regulär erteilten Unterrichts liegt bei knapp 12 Prozent. Martin Habersaat sieht hierin ein strukturelles Problem. Die FDP spricht ebenfalls von einer langjährigen Entwicklung. Malte Krüger relativiert: Viele Stunden würden vertreten, nur eben nicht wie geplant. Dennoch räumt auch er ein: „Wir haben zu viel Unterricht, der anders läuft als vorgesehen.“
Zudem sinkt der Abi-Schnitt. Auch die Zahl der Abiturienten ist rückläufig. Martin Balasus sieht darin kein grundsätzliches Problem. Vielmehr betone Schleswig-Holstein Leistung stärker als andere Länder. Der Fokus liege auf den Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen. Das Fundament müsse stimmen, um schulischen Erfolg zu sichern.
Quelle: Tagesschau