Immer mehr Menschen in Schleswig-Holstein klagen über verspätete oder gar nicht zugestellte Briefe. Ein Test des Senders NDR Schleswig-Holstein gibt erstmals einen strukturierten Überblick zur Lage im Land. Von 120 verschickten Briefen kam ein Viertel nicht fristgerecht an. Zwei gingen ganz verloren.
Inhaltsverzeichnis
- Pinneberg und Flensburg mit schlechtesten Werten
- Kürzere Laufzeiten in Kiel, Eutin und Handewitt
- Neue Vorgaben verlängern Spielraum der Post
- Mangel an Personal sorgt für Probleme
- Erste Besserung bei Zustellungen spürbar
Pinneberg und Flensburg mit schlechtesten Werten
Am langsamsten war die Post in Pinneberg. Dort erreichte kein einziger Brief innerhalb der vorgesehenen Frist seinen Empfänger. Die durchschnittliche Zustellzeit lag bei 7 Werktagen. Auch in Flensburg (Engelsby) dauerte es im Schnitt 6,5 Tage. In Großbarkau im Kreis Plön kam jeder dritte Brief zu spät an. Zwei Orte – Großbarkau und Borgstedt – meldeten sogar vollständig fehlende Sendungen.
Die zehn schlechtesten Orte im Überblick:
| Ort | Kreis | Ø Zustellzeit (Werktage) | Fehlende Briefe |
|---|---|---|---|
| Pinneberg | Pinneberg | 7,0 | – |
| Flensburg (Engelsby) | Flensburg | 6,5 | – |
| Großbarkau | Plön | 5,5 | 1 |
| Schönböken | Plön | 5,0 | – |
| Borgstedt | Rendsburg-Eckernförde | 5,0 | 1 |
| Lübeck | Lübeck | 4,0 | – |
| Langwedelholz | Rendsburg-Eckernförde | 4,0 | – |
| Breiholz | Rendsburg-Eckernförde | 3,5 | – |
| Kaltenkirchen | Segeberg | 3,0 | – |
| Neumünster | Neumünster | 2,5 | – |
Kürzere Laufzeiten in Kiel, Eutin und Handewitt
Die schnellste Post wurde in Kiel zugestellt. Im Durchschnitt dauerte die Zustellung nur 1,5 Werktage. Auch in Eutin, Bohmstedt und Flensburg (Weiche) lag der Wert bei exakt 2 Werktagen. Diese Orte bilden das untere Ende der Skala und zeigen, dass pünktliche Zustellung möglich ist – aber offenbar nicht überall.
Die zehn besten Orte im Überblick:
| Ort | Kreis | Ø Zustellzeit (Werktage) |
|---|---|---|
| Kiel | Kiel | 1,5 |
| Eutin | Ostholstein | 2,0 |
| Bohmstedt | Nordfriesland | 2,0 |
| Flensburg (Weiche) | Flensburg | 2,0 |
| Handewitt | Schleswig-Flensburg | 2,0 |
| Stocksee | Segeberg | 2,0 |
| Norderstedt | Segeberg | 2,0 |
| Bad Bramstedt | Segeberg | 2,0 |
| Lohe-Rickelshof | Dithmarschen | 2,0 |
| Glückstadt | Steinburg | 2,0 |
Neue Vorgaben verlängern Spielraum der Post
Seit dem 1. Januar 2025 gelten neue gesetzliche Fristen. Die Deutsche Post darf sich jetzt einen Werktag mehr Zeit lassen. 95 Prozent der Sendungen sollen am dritten Werktag, 99 Prozent spätestens am vierten ankommen. Ohne diese Änderung wären laut NDR-Test fast 50 Prozent der Briefe als verspätet bewertet worden. Trotzdem kamen auch mit der neuen Regelung bei 6 von 24 Empfängerinnen und Empfängern Sendungen zu spät an. Zwei Briefe fehlten sogar ganz.
Mangel an Personal sorgt für Probleme
Ein zentrales Problem bleibt der Personalmangel. Die Deutsche Post erklärte auf Nachfrage, dass es zuletzt durch hohe Krankenstände, fehlendes Personal und lange Einarbeitungszeiten zu Verzögerungen gekommen sei. In Schleswig-Holstein gibt es drei Verteilzentren – in Kiel, Elmshorn und Lübeck. Diese müssen den gesamten Landesteil versorgen. Seit dem 1. Juli arbeiten in Kiel 70 neue Beschäftigte, deren Einarbeitung jedoch Zeit erfordert.
Erste Besserung bei Zustellungen spürbar
Schornsteinfeger Axel Schömer aus Breiholz berichtet, dass zuletzt wieder schnellere Zustellungen möglich waren. Einige seiner Kundinnen und Kunden meldeten sich bereits einen Tag nach dem Versand seiner Benachrichtigungen. Ob das dauerhaft so bleibt, sei offen. Die Hoffnung auf eine stabilere Postversorgung wächst – bleibt jedoch mit Unsicherheiten behaftet.
Quelle: NDR