Trotz ambitionierter Pläne der schwarz-grünen Regierung wurde das selbst gesteckte Neubauziel in Schleswig-Holstein im Jahr 2024 verfehlt. Ein neues Bündnis aus 24 Organisationen soll nun Abhilfe schaffen. Doch schon bei der Gründung kam es zu teils scharfen Auseinandersetzungen.
Inhaltsverzeichnis:
- Sabine Sütterlin-Waack gründet wohnungsbau-bündnis in Kiel
- Andreas Breitner warnt vor klimazielen der regierung
- Klimaziel 2040 bleibt trotz kritik bestehen
- Bürokratie hemmt die energiewende
Sabine Sütterlin-Waack gründet wohnungsbau-bündnis in Kiel
Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) rief am Regierungssitz in Kiel das Netzwerk „Planen, Bauen, Wohnen“ ins Leben. Ziel dieser neuen Allianz aus 24 Institutionen und Verbänden ist die Schaffung von mehr bezahlbarem, nachhaltigem und barrierefreiem Wohnraum. Die Landesregierung will damit eine grundlegende Trendwende beim Wohnungsbau einleiten.
Das Bündnis umfasst Organisationen wie den Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), den Eigentümerverband Haus & Grund, die Investitionsbank Schleswig-Holstein, den Deutschen Mieterbund, den Verband kommunaler Unternehmen, den Verband Erneuerbare Energien sowie die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen. Geplant sind fünf Arbeitsgruppen sowie eine jährlich tagende Lenkungsgruppe zur strategischen Steuerung.
Andreas Breitner warnt vor klimazielen der regierung
Scharfe Kritik äußerte Andreas Breitner, Direktor des VNW, zur Klimapolitik der Landesregierung. Schleswig-Holstein will bereits 2040 klimaneutral sein – fünf Jahre früher als der Bund. Breitner nannte das eine „sozialpolitische Geisterfahrt“ und verwies auf die zu erwartenden Mietsteigerungen von bis zu 3 Euro pro Quadratmeter durch die Umsetzung des Bundesziels für 2045. Ein vorgezogenes Ziel werde die Kosten noch weiter in die Höhe treiben.
Er warnte, dass diese Politik viele Haushalte wirtschaftlich überfordern werde. Auch Alexander Blažek, Vorsitzender von Haus & Grund, äußerte Zweifel am Nutzen des neuen Netzwerks. Ihm zufolge sei die Vielzahl der beteiligten Verbände sowie die geplanten Arbeitskreise problematisch. Blažek kritisierte außerdem den bürokratischen Ansatz: „Wir wollen keine europäische Verfassung unterzeichnen, sondern praktikable Klimapfade aufzeigen.“
Klimaziel 2040 bleibt trotz kritik bestehen
Ungeachtet der Kritik betonte Umwelt-Staatssekretär Joschka Knuth (Grüne) die Bedeutung des angestrebten Klimaziels. Besonders die Wärmewende spiele dabei eine zentrale Rolle. Rund 60 Prozent des Endenergieverbrauchs im Land entfallen auf die Wärmeversorgung, die größtenteils noch auf Gas und Öl basiert. Das Potenzial der Umstellung auf klimaneutrale Heizsysteme sei bisher kaum ausgeschöpft.
Knuth verwies in seiner Argumentation auf den Zustand der Ostsee, die im Jahr 2024 im Durchschnitt etwa zwei Grad wärmer war als in früheren Jahren. Das zeige deutlich, wie dringlich Maßnahmen im Klimaschutz seien. Auch andere Redner mahnten, die Wärmewende aktiv voranzutreiben und die kommunale Planung zu beschleunigen.
Bürokratie hemmt die energiewende
Ein Vertreter der Energie- und Wasserwirtschaft kritisierte die große Zahl an Normen in seinem Sektor. Insgesamt gebe es fast 100.000 Vorschriften, davon allein 13.000 im Energiesektor. Dies behindere die Wärmewende erheblich. Seine Forderung: Entbürokratisierung und klarere Vorgaben, um schneller Fortschritte zu erzielen.
Viele Verbände setzen auf das neue Netzwerk, um praxistaugliche, klimagerechte und sozial verträgliche Lösungen für den beschleunigten Wohnungsbau zu entwickeln. Besonders der Ausbau von Nahwärmesystemen und kommunalen Wärmenetzen steht dabei im Vordergrund. Erste Projektansätze sollen bereits 2025 starten.
Trotz der ambitionierten politischen Ziele blieb das Land auch 2024 hinter seinen Erwartungen zurück: Statt der angestrebten 15.000 Wohnungen wurden lediglich 11.000 fertiggestellt. Das sind 1.000 weniger als im Vorjahr. Die Landesregierung setzt nun große Hoffnungen in das neu geschaffene Netzwerk, um die strukturellen Herausforderungen im Wohnungsbau und im Klimaschutz gemeinsam zu bewältigen.
Quelle: Kieler Nachrichten