Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein, Foto: pixabay

Schleswig-Holsteins Fischereiverband schlägt Alarm. Die Landesregierung plant strenge Schutzmaßnahmen für die Ostsee, doch die handwerkliche Fischerei bleibt bislang ohne Entlastung. Vertreter der Branche fordern konkrete Zugeständnisse, die andere Interessengruppen bereits erhalten haben.

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Lorenz Marckwardt kritisiert fehlende Kompromisse für die Fischerei

Der Vorsitzende des Landesfischereiverbandes Schleswig-Holstein, Lorenz Marckwardt, äußerte scharfe Kritik. Die kleine, regionale Fischerei sei die einzige betroffene Gruppe, die bislang keine Ausgleichsregelungen erhalten habe. Der Verband spricht von einem „Bauernopfer“.

Marckwardt verwies darauf, dass andere Interessengruppen im Rahmen des Aktionsplans Ostseeschutz Zugeständnisse erhielten. Für die Fischer sei jedoch nur die Möglichkeit vorgesehen, im Rahmen von „Forschung durch Fischerei“ Einnahmen zu generieren. Diese Lösung wird als unzureichend bewertet. Auch die Diskussion über das Abwracken von Fischereifahrzeugen wurde ohne klare Perspektive geführt.

Schleswig-Holsteins Schutzpläne betreffen 12,5 Prozent der Ostsee

Die Landesregierung plant, künftig rund 12,5 Prozent der Landes-Ostsee unter strengen Schutz zu stellen. Dies ist eine erhebliche Ausweitung im Vergleich zu früheren Regelungen. Vorgesehen sind drei neue marine Naturschutzgebiete:

  • westlich der Insel Fehmarn,
  • in der südlichen Hohwachter Bucht,
  • zwischen Schleimündung und Gelting.

Die Verfahren zur Ausweisung dieser Gebiete sollen im Mai 2025 beginnen und bis 2026 abgeschlossen werden.

Zudem erhalten die bereits bestehenden Natura2000-Flächen, die 4,5 Prozent der Ostseefläche ausmachen, einen verschärften Schutzstatus. Diese Gebiete befinden sich:

  • bei der Sagasbank südlich von Fehmarn,
  • beim Stoller Grund östlich der Eckernförder Bucht,
  • in der Geltinger Bucht.

Vorschläge der Fischer blieben bisher unbeachtet

Trotz mehrerer Verhandlungsrunden mit Ministern und Staatssekretären wurden die Vorschläge der Fischer bislang nicht berücksichtigt. Diese hatten unter anderem angeregt, Fischerei unter bestimmten Bedingungen in Schutzgebieten zuzulassen. Ziel sei gewesen, eine Balance zwischen Schutzinteressen und traditioneller Nutzung zu finden.

Die Vertreter der Fischerei boten alternative Konzepte zur Gestaltung der Schutzgebiete an. Auch eine an die Schutzziele angepasste Nutzung wurde vorgeschlagen. Die Landesregierung zeigte sich bisher nicht kompromissbereit.

Neue Regelungen betreffen auch die Landwirtschaft

Neben der Fischerei sind auch landwirtschaftliche Betriebe im Einzugsgebiet der Ostsee betroffen. Laut bisherigen Angaben sollen diese den Eintrag von Stickstoff und Phosphat in mehreren Schritten reduzieren:

  • um 10 Prozent bis 2030,
  • um 20 Prozent bis 2035, jeweils im Vergleich zum heutigen Stand.

Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Aktionsprogramms zum Schutz des sensiblen Ökosystems Ostsee. Die Kritik der Fischer konzentriert sich auf das Ungleichgewicht bei der Umsetzung dieser Maßnahmen.

Quelle: Zeit Online