In Schleswig-Holstein fehlen derzeit hunderte Steuerprüferinnen und Steuerprüfer. Das Land beschäftigt aktuell nur 418 von insgesamt 790 benötigten Fachkräften. Dadurch gehen dem Land täglich erhebliche Steuereinnahmen verloren. Das zeigen neue Zahlen aus dem Finanzministerium in Kiel. Die SPD im Landtag sowie die Deutsche Steuer-Gewerkschaft fordern dringende Maßnahmen.
Inhaltsverzeichnis:
- Zahl der Betriebsprüfungen sinkt deutlich seit 2022
- Beate Raudies warnt vor Einnahmeverlusten
- Christian Sommer kritisiert Arbeitsbedingungen
- Finanzministerium plant Kampagne gegen Fachkräftemangel
Zahl der Betriebsprüfungen sinkt deutlich seit 2022
Die rückläufige Personaldecke hat unmittelbare Auswirkungen auf die Steuerprüfung großer und mittlerer Unternehmen. Die Zahl der geprüften Großbetriebe mit mindestens 250 Mitarbeitenden sank von 1.051 im Jahr 2022 auf nur noch 788 im Jahr 2024. Auch die Steuer-Nachzahlungen gingen stark zurück.
- Im Jahr 2022: 114 Millionen Euro
- 2023: 167 Millionen Euro
- 2024: nur noch 83 Millionen Euro
Auch bei mittleren Betrieben mit über 50 Beschäftigten ist ein Rückgang zu verzeichnen. Die Finanzämter können viele Unternehmen nicht mehr im nötigen Umfang prüfen. Das erhöht das Risiko, dass Steuern nicht korrekt gezahlt werden.
Beate Raudies warnt vor Einnahmeverlusten
Die finanzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Beate Raudies, hat eine parlamentarische Anfrage zur Personallage gestellt. Sie kritisiert die aktuelle Situation als besorgniserregend. Die Versäumnisse der vergangenen Jahre hätten Schleswig-Holstein viel Geld gekostet.
Raudies fordert eine Personaloffensive in der Steuerverwaltung. Ihrer Ansicht nach müsse das Land entschlossen handeln, um Einnahmenverluste dauerhaft zu vermeiden. Ohne gezielte Maßnahmen werde die Steuerprüfung weiter an Wirksamkeit verlieren.
Christian Sommer kritisiert Arbeitsbedingungen
Christian Sommer, stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, sieht den Personalmangel ebenfalls kritisch. Er macht unter anderem die schlechten Arbeitsbedingungen verantwortlich. Laut Sommer schreckt die 41-Stunden-Woche viele Bewerber ab. Zudem mangele es an attraktiven Rahmenbedingungen.
Sommer betont, dass fehlendes Personal auch die Steuergerechtigkeit gefährde. Während normale Arbeitnehmer ihre Lohnsteuer zahlen, könnten Firmen durch mangelnde Kontrolle Schlupflöcher ausnutzen. Die Gewerkschaft fordert daher strukturelle Änderungen und gezielte Anreize für den Beruf des Steuerprüfers.
Finanzministerium plant Kampagne gegen Fachkräftemangel
Das Finanzministerium in Kiel räumt die Probleme ein. Geeignete Fachkräfte zu finden werde zunehmend schwieriger. Man plane deshalb, ab dem Sommer mit einer gezielten Werbekampagne Nachwuchs zu gewinnen. Ziel sei es, langfristig wieder alle 790 Stellen besetzen zu können.
Ohne mehr Personal bleibt die Steuerprüfung lückenhaft, und Schleswig-Holstein verliert weiterhin Einnahmen in Millionenhöhe. Die Landesregierung steht unter wachsendem Druck, konkrete Schritte zur Verbesserung der Lage einzuleiten.
Quelle: Tagesschau