Die Anzahl der ausgestellten Kleinen Waffenscheine in Schleswig-Holstein wächst seit Jahren kontinuierlich. Laut Angaben des Innenministeriums verfügten Ende 2024 rund 42.050 Bürgerinnen und Bürger über eine entsprechende Erlaubnis. Diese Entwicklung ruft Besorgnis bei der Gewerkschaft der Polizei hervor. Der starke Anstieg der Anträge ist Teil eines deutschlandweiten Trends. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch die Konsequenzen könnten weitreichend sein.
Inhaltsverzeichnis:
- Zunahme der Anträge seit 2015 in Schleswig-Holstein
- Entwicklung ist Teil eines bundesweiten Trends
- Polizei kritisiert gestiegene Waffenakzeptanz
- Waffenrechtliche Maßnahmen in Planung
Zunahme der Anträge seit 2015 in Schleswig-Holstein
Seit 2015 hat sich die Zahl der Inhaberinnen und Inhaber von Kleinen Waffenscheinen in Schleswig-Holstein mehr als vervierfacht. Damals lag sie bei 9.928. Bis 2023 war sie bereits auf 39.800 gestiegen. Im Jahr 2024 erreichte sie einen neuen Höchststand mit 42.050 registrierten Lizenzen.
Der Kleine Waffenschein berechtigt zum Führen von Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen in der Öffentlichkeit. Der Einsatz ist jedoch nur in konkreten Notwehrsituationen erlaubt. Die wachsende Zahl solcher Lizenzen zeigt, dass das Bedürfnis nach Selbstschutz offenbar zunimmt.
Entwicklung ist Teil eines bundesweiten Trends
Das Innenministerium verweist darauf, dass dieser Anstieg nicht nur Schleswig-Holstein betrifft, sondern in ganz Deutschland zu beobachten ist. In mehreren Bundesländern ist das Thema bereits auf der politischen Agenda. Der aktuelle Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD sieht eine umfassende Evaluation des Waffenrechts bis zum Jahr 2026 vor. Dabei sollen Betroffene und Fachleute einbezogen werden.
Auch der rechtliche Rahmen für den Umgang mit nicht-tödlichen Waffen wird im Zuge dessen überprüft. Ziel ist es, mögliche Sicherheitsrisiken zu erkennen und gegebenenfalls Regelungen anzupassen. Die Bundesregierung plant, durch diese Maßnahmen das Vertrauen in staatliche Sicherheitsstrukturen zu stärken.
Polizei kritisiert gestiegene Waffenakzeptanz
Die Gewerkschaft der Polizei in Schleswig-Holstein sieht die Entwicklung kritisch. Nach Einschätzung des Landesvorsitzenden Torsten Jäger versuchen viele Menschen, sich durch den Erwerb eines Kleinen Waffenscheins ein Gefühl der Sicherheit zu verschaffen. Doch laut Polizei können solche Waffen in kritischen Situationen eher zu einer Eskalation beitragen als zur Deeskalation.
Hinzu kommt, dass die Verantwortung für die öffentliche Sicherheit nach wie vor beim Staat liegt. Der Anstieg der Anträge deutet jedoch darauf hin, dass dieses Vertrauen bei Teilen der Bevölkerung schwindet. Diese Einschätzung wird auch durch Umfragen und die wachsende Zahl von Selbstschutzkursen untermauert.
Waffenrechtliche Maßnahmen in Planung
Die Bundesregierung plant bis 2026 eine Weiterentwicklung des Waffenrechts. Dabei stehen unter anderem folgende Maßnahmen zur Diskussion:
- Überprüfung der Voraussetzungen für die Ausstellung von Kleinen Waffenscheinen.
- Stärkere Kontrolle des Umgangs mit Schreckschuss- und Reizstoffwaffen.
- Intensivere Aufklärung über Rechte und Pflichten bei Waffenbesitz.
Die Zahlen aus Schleswig-Holstein unterstreichen, wie dringend eine gesetzliche Anpassung erscheinen kann. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, wie Bund und Länder auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen reagieren.
Quelle: NDR