Die Ostsee ist stark belastet. Landwirtschaftliche Düngemittel führen zu einem drastischen Sauerstoffmangel im Wasser. Schleswig-Holstein reagiert darauf mit dem „Aktionsplan Ostseeschutz 2030“. Seit März arbeiten fünf regionale Beiräte an konkreten Lösungen. Ziel ist, die Einträge von Stickstoff und Phosphor zu senken. Die Beteiligten setzen auf Freiwilligkeit und Zusammenarbeit vor Ort.
Inhaltsverzeichnis:
- Regionale Beiräte wie in Wagrien-Fehmarn analysieren seit März intensiv Daten zur Nährstoffbelastung
- Klaus-Dieter Blanck aus Deutschland warnt vor Datenlücken
- Richard Bonse schlägt neue Filterflächen in der Eckernförder Bucht vor
- Phosphor bleibt Problemstoff trotz Aktionsplan Ostseeschutz 2030
- Neue Schutzgebiete für 12,5 Prozent der Ostsee geplant
Regionale Beiräte wie in Wagrien-Fehmarn analysieren seit März intensiv Daten zur Nährstoffbelastung
Mit dabei sind Landwirte, Wissenschaftler und Umweltorganisationen. Bereits jetzt zeichnen sich erste Maßnahmen ab. Unter anderem wird diskutiert, die Bodenbearbeitung im Herbst zu verschieben, um Stickstoffverluste zu reduzieren. Auch sogenannte Filterflächen rücken in den Fokus. Dazu gehören Schilf- oder Teichflächen, die überschüssige Nährstoffe zurückhalten sollen.
Klaus-Dieter Blanck aus Deutschland warnt vor Datenlücken
Der Landwirt Klaus-Dieter Blanck ist Teil des Ostseebeirats Wagrien-Fehmarn. Er betont, wie schwer die Auswertung vorhandener Daten ist. Es existieren viele Modellrechnungen, doch die genaue Quelle der Stickstoff- und Phosphorverluste sei unklar. Deshalb will der Beirat gezielt herausfinden, an welchen Stellen im landwirtschaftlichen System die meisten Nährstoffe verloren gehen.
Ein Ansatz ist, die Bearbeitung feuchter Böden im Herbst zu verzögern. Denn bei mildem Wetter wird Stickstoff schneller aus dem Boden gelöst. Kommt dann starker Regen, gelangt der gelöste Stickstoff in Gewässer. Doch es gibt Grenzen: Ab Mitte November sind viele Felder zu nass für Maschinen. Diese Erkenntnisse sollen in künftige Handlungspläne einfließen.
Richard Bonse schlägt neue Filterflächen in der Eckernförder Bucht vor
Auch im Beirat Baltic-Probstei werden neue Ideen geprüft. Landwirt Richard Bonse schlägt vor, Drainageflächen mit Weiden oder anderen schnell wachsenden Bäumen zu bepflanzen. Diese würden Stickstoff und Phosphor aus dem Boden aufnehmen und könnten nach rund 20 Jahren als Holzrohstoff genutzt werden.
Ein weiterer Vorschlag betrifft Gewässerrandstreifen. Diese dürfen bisher nicht genutzt werden und sind häufig überwuchert. Nun wird überlegt, wie man sie so gestalten kann, dass sie sowohl den Umweltschutz als auch landwirtschaftliche Interessen unterstützen. Diese duale Nutzung soll Konflikte verringern und die Akzeptanz erhöhen.
Phosphor bleibt Problemstoff trotz Aktionsplan Ostseeschutz 2030
Während beim Stickstoff erste Lösungsansätze existieren, ist Phosphor schwieriger zu kontrollieren. Das Ziel: 200 bis 500 Gramm weniger Phosphor pro Hektar. Wo diese Einsparungen ansetzen sollen, ist jedoch unklar. Die Beiräte dienen daher auch als Plattform für neue Forschungsfragen, um praxistaugliche Lösungen zu entwickeln.
Ein überregionaler Austausch der Beiräte findet bislang kaum statt. Das soll sich ändern. Die Unterschiede zwischen den Regionen seien groß, so Blanck. Doch ab 2026 ist eine koordinierte Umsetzung der Maßnahmen geplant. Die regionale Entwicklung bleibt dabei entscheidend.
Neue Schutzgebiete für 12,5 Prozent der Ostsee geplant
Ein weiterer Baustein ist der Schutz von Meeresflächen. Künftig sollen 12,5 Prozent der Ostsee unter besonderen Schutz gestellt werden. Dazu zählen drei neue marine Schutzgebiete und strengere Regeln für drei bestehende Natura-2000-Zonen. Industrielle Fischerei wird dort künftig verboten. Freizeitaktivitäten wie Schwimmen oder Segeln bleiben jedoch erlaubt.
Die Umsetzung des Aktionsplans läuft bis 2030. Erste regionale Maßnahmen sollen ab 2026 greifen. Schleswig-Holstein setzt dabei bewusst auf Zusammenarbeit und regionale Verantwortung – statt auf zentrale Vorschriften. Der Schutz der Ostsee bleibt eine Herausforderung. Doch mit konkreten Schritten und klaren Zielen soll die Situation nachhaltig verbessert werden.
Quelle: NDR